Auch mir schießen seit einigen Tagen verschiedene Erinnerungen und Bilder durch den Kopf an die lange, unterschiedlich intensive gemeinsame Zeit mit Thomas.
Chronologisch beginnen diese Erinnerungen mit der Schulzeit in Wolfsburg. Fast symbolische Kraft hat dieses - sehr farbenfrohe - Bild aus der 4. Klasse der Grundschule. Thomas ist auf diesem Bild maximal weit entfernt von mir, wie er es geografisch dann im weiteren Verlauf seines Lebens häufiger war, doch empfinde ich auch jetzt noch eine fast vertraute Nähe zu diesem besonderen Menschen!
Was hat uns verbunden, außer dem ähnlichen Schulweg aus Barnstorf und Waldhof bei Wolfsburg? In meiner Erinnerung haben wir vor allem über das Gleiche lachen können, was schon immer eine gute Basis war. Aber manchmal haben diese leise zugeraunten Witzeleien in der Schulbank zu Lachanfällen und leider auch darauf zu Verwarnungen geführt - meist bei Thomas, der auch beim Lachen mehr aus sich herausgehen konnte.
Überhaupt sein Lachen: In späterer Schulzeit waren wir einmal gemeinsam in einem Braunschweiger Kino zu einem echten Klamaukfilm über deutsch-deutsche Spionage, und Thomas hatte offenbar soviel gelacht, dass danach die Lehne seines Sitzes schräger stand als alle anderen Sitze in der Reihe!
Diese Gabe zur Ausgelassenheit wusste Thomas aber in allen Lebenslagen zu kombinieren mit unzweifelhafter Ernsthaftigkeit in den Belangen, in denen es darauf ankam, was ihn letztendlich zu dem geschätzten verlässlichen Freund und meinem Fall auch Trauzeugen gemacht hat.
Schon in der Schulzeit, als Thomas mit seinen Eltern für 3 Jahre nach New Jersey übersiedelte, zeigte sich diese Eigenschaft: Obwohl er dort, in eine für einen Heranwachsenden sehr fordernden neuen Welt gelandet war, verstand er es nicht nur, diese mit Bravour (ich erinnere mich an Auszeichnungen, die er für schulische Arbeiten zur Raumfahrt erhalten hatte) zu meistern, sondern auch den Kontakt zu uns Freunden aus der "alten Welt" zu halten. Die zahlreichen Luftpost-Briefe, die ich damals von Thomas erhalten habe, sind mir gerade in einer Aufräumaktion wieder in die Hände gefallen. Nun bin ich froh, dass ich sie als Hilfe zur Verarbeitung seines Verlustes noch habe.
Damals war mir nicht klar, dass diese Briefe ein Zeichen für Thomas' ausgeprägte Gabe zum "Netzwerken" waren, ein Umstand, der auch längere Sendepausen zwischen uns immer wieder überbrückt hat.
Denn als wir uns geografisch in Stuttgart, Thomas langjähriger Basis, wieder näher kamen, war diese längst zu einem Ausgangspunkt für verschiedene mehrjährige Auslandaufenthalte gewandelt. Thomas und Andrea haben es dabei immer geschafft, mit Gastfreundschaft bei Feiern und Besuchen (wir durften Euch in England 2005 besuchen) die Distanz schmelzen zu lassen. Leider konnte ich einige Einladungen nicht wahrnehmen.
Ich verdanke Thomas viel mehr als ich es hier ausdrücken kann. Sein Ansehen werde ich in meiner Erinnerung weiter ehren - Du fehlst mir, aber wir bleiben verbunden, wie schon immer!